Herzliche Grüße aus 1955! Es war einmal in Leverkusen...

Kürzlich durfte ich einer Einladung der ganz besonderen Art folgen. Los gings 2015 im Allerweltsauto, angekommen bin ich 1955 in einem kleinen Porsche-Parallel-Universum in Leverkusen.

Der Porsche-Restaurator 
ein Tag im Sportwagen-Paradies 
Hier steht die Zeit still. Es dauert so lang es eben dauert, bis ein Porsche 356 oder 550 Spyder wieder ins pralle Leben eintaucht. Harald Hackenberg restauriert seit über 30 Jahren Porsche-Modelle auf Concours Niveau, begleitet seine Kunden auf den namhaften Rallyes und Klassik-Events und berät beim Kauf historischer Sportwagen aus Stuttgart-Zuffenhausen. 
Wenn der automobile Traum erst einmal erstanden ist, folgt in vielen Fälle die aufwändige Restauration. In der Werkstatt in Leverkusen arbeiten Karosseriebauer akribisch an dem Ziel, das jeweilige Fahrzeug wieder in den perfekten Zustand vom Tag seiner Auslieferung zu versetzen. Dabei sind allerdings längst nicht alle Mittel recht! Hier gehen nicht nur die Uhren im Takt der guten alten Zeit, auch die Werkzeuge, Methoden und Materialien entsprechen den Baujahren der historischen Porsche-Modelle. Hier werden Blechteile noch per Hand angefertigt, alte Abkantbänke und Bördelmaschinen kommen zum Einsatz, einfach kurz bei Porsche anrufen und am nächsten Tag kommt das Teil mit dem Kurier ist nicht.... Hier wird noch autogen geschweißt und selbst die Schweißpunkte im Radhaus sind, was Position und Anzahl betrifft, exakt so wie im Entstehungsjahr des Fahrzeugs. Hackenberg läßt selbst Schrauben anfertigen, da heutige Schrauben einen anderen Kopf haben als in den 50ern. Perfektionismus in Vollendung. 
Wer dem Chef durch die Werkstatt folgt, dem geht das Herz auf, ob des Enthusiasmus und der Liebe zu historischen Sportwagen. In den Räumen stehen Modelle der 356 und 550 Reihe, auch ein früher 911 RS ist darunter, die nach und nach in ihren Original-Zustand versetzt werden. Alle Stadien der Restauration sind zu sehen: Rohkarossen die vom Rost befreit werden, entkernte Fahrzeuge die für grundlegende Blecharbeiten auf Rahmen stehen, Le Mans-Fahrzeuge im Originalzustand wie nach dem letzten Rennen und ein fast vollendeter 550 Spyder kurz vor der Komplettierung.

Zu jedem Modell gibt es Stories und Anekdoten, wir hören von Rennerfolgen und schillernden Vorbesitzern, Concours-Siegen, kleinen Niederlagen und großen Überraschungen. Zum Beispiel von einem Kunden der einen 550 erstand und erst im Nachhinein erfuhr das es sich um einen äußerst raren Rennwagen aus dem Porsche Werksteam handelte. Wir lauschen noch den Anekdoten, als ein himmelblauer 356 in die Halle rollt, mit besonders charmantem Kennzeichen. Das Kennzeichen verrät viel über den Besitzer, der als Opladener auch nach Einführung der EU-Kennzeichen nicht auf das Nummernschild mit dem geliebten "OP" verzichten wollte und bis zum heutigen Tag mit dem historischen Kennzeichen für viel Amüsement bei Passanten sorgt, wenn er diese mit "falscher" Beschriftung etwas in die Irre führt. Das Originalkennzeichen sollte ihm unbedingt erhalten bleiben, was dazu führte das er eine Sondergenehmigung des Kölner Polizeipräsidenten benötigt, da er weder eine grüne Umweltplakette, noch das H-Kennzeichen vorweisen kann, welches ihm die Einfahrt in die Kölner City ermöglichen würde. Der himmelblaue Zuffenhausener befindet sich selbstredend im Original-Zustand und wird von seinem Besitzer nahezu täglich bewegt.

So wie der Opladener Porsche, soll auch der 550 Spyder auf der Hebebühne in gut 2 Monaten wieder in voller Schönheit auf den Straßen unterwegs sein. Der Lackierer hat sein Werk vollbracht, auch technisch ist der Wagen nahezu fertiggestellt, nur das Finish und der Einbau der Innenausstattung steht noch an. Hackenberg, der sich als Handwerker und nicht als Künstler versteht, wird auch diesen automobilen Traum in Kürze in voller Schönheit entlassen und dazu beitragen das die Zeitzeugen einer längst vergangenen Epoche des Automobilbaus uns im Straßenbild erhalten bleiben. Gute Fahrt und viel Erfolg auf dem Weg nach Goodwood, zur Mille Miglia oder auch nach Köln Nippes, ich freue mich schon auf ein Wiedersehen mit 1955, irgendwo auf einer Landstraße in der Eifel oder der Toscana!


Weitere Informationen:
www.356hackenberg.de




Keine Kommentare